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Unsere beiden TransAlp Novizen–Karin und Sophia–zeigten keinerlei Anzeichen von
Geschrieben von harry-funsel am Samstag, 17. August 2019

... Überanstrengung. Ganz im Gegenteil, beiden schien´s wirklich an nicht´s zu fehlen J

Nach 2 stündiger z.T. steiler Auffahrt treffen wir – genau zum richtigen Zeitpunkt - auf die aussichtsreich gelegene Stieralm. Endlich verziehen sich die letzten Regenwolken und der Blick schweift weit über das Nauderer Tal und die umliegenden hohen Samnauener Berge.
Die 8-köpfige Gruppe genießt am ersten Tourentag das verspätete Mittagessen, an der tirolisch-italienischen Grenze, hier oben auf über 2000 Metern.
Wenig später, der Lohn für die erkämpften Bergaufhöhenmeter. Das Tal weitet sich zu einem Hochtal. Wir „gleiten“ alle, entzückt über kleine Weglein leicht bergab Richtung grüne Grenze und eindrucksvollen betonierten Relikten aus den Gebirgskriegen.
Ganz nebenbei begleitet uns eine Herde von freilaufenden Pferden!
Und dann wirklich Postkartenidylle! Weit unten der tiefblaue Reschensee, rundum einmalige Berglandschaft, alles sonnendurchflutet! Wir lassen uns Zeit zum Fotografieren und Staunen.
Ich denk mir noch „was für ein Glück, diese Schmankerl-Tour hier, bei diesem Wetter und mit all den inzwischen wohlbekannten Weggefährten zu beginnen“.

Weiter zieht der Weg, unschwierig auf einem Forstweg, talwärts.
Unerwartet für mich  - als Vorausfahrenden - zeigt das Navi, einen kleinen steilen Abzweig nach links in einen Trail an. Bereits nach wenigen Metern ist „Schluss mit Lustig!“ Der Weg ist durchsetzt mit größeren Stufen, ausgefahrenen Wurzelabschnitten und felsigem Untergrund.

Nach kurzem, konzentriertem Abfahren in argem Gelände bleib ich stehen, um zu warten.

Tja und spätestens da bricht die Postkartenidylle zusammen! Anruf vom weiter hinten fahrenden Kone. „Günther ist vor ihm an einer felsigen Stelle gestürzt und hat sich anscheinend den Arm gebrochen“!!

Wir helfen zusammen! Bringen Günther samt Rad rauf zur Forststraße, verabreichen Schmerzmittel, setzen einen Notruf ab, Handy-Ortung von der Notrufzentrale in Bozen (Danke noch mal an Adi für die kompetente Hilfe).

Nach 30 Min. bereits kann Günther im Rettungswagen der Bergrettung talwärts fahren.

 

Tja, so schnell kann sich das Blatt wenden! Vom traumhaft schönen Biketag zu einem Tag mit schlimmen Unfall.

 

Adi - der sowieso nur den 1. Tag unserer Tour mitfahren wollte - bietet sich an, Günther in´s Krankenhaus zu begleiten und sich um ihn zu kümmern.
Wir restlichen Fahrer müssen zwangsläufig noch die verbleibenden Kilometer und Höhenmeter „unter die Stollen“ nehmen um zumindest bis zur gebuchten Unterkunft im schweizerischen St. Maria zu kommen.

 

Der nächste Tag beginnt mit Sonnenschein! Von Adi und Günther wissen wir inzwischen, dass Günthers Arm „nur“ ausgekugelt war und er noch mitten in der Nacht nach der „Behandlung“ im Krankenhaus zusammen mit Adi gen Heimat gefahren ist.

Schade, dass Günther jetzt nicht mehr mit dabei ist, allerdings sind wir auch beruhigt, dass es kein Knochenbruch ist.

 

Schon vor mehr als 2 Stunden haben die 7 LG-Biker das markante Schild

„Umbrailpass 2503 Hm – geöffnet“

am Startpunkt unserer heutigen Fahrt passiert. Mit etwas müden Beinen, aber bestens aufgelegt, in der langsam dünnen und kühler werdenden Luft, geht´s Kehre um Kehre bergauf. Die Berglandschaft ringsum wird immer imposanter. Die Sonne meint es gut mit uns. Immer wieder kurze Fotografier- und Trinkpausen. Im Südosten schält sich langsam das markante Gletscherprofil des Ortlers heraus. Tourenfeeling pur, satte Sonne, felsige Zacken ringsum, bestens aufgelegte Mitbiker, von Zeit zur Zeit kurze, nette Gespräche mit anderen Bikern die wir überholen oder auch diese uns! Endlich, nach einer engen Kurve, die Passhöhe!
Mittagspause, das Lunchpaket unseres Hotels Chavalatsch wird vernichtet J
Nach 45 min „satteln wir wieder die Hühner“, ab jetzt sind die Stollenreifen gefordert! Ein kleines, prächtiges Weglein führt mitten hinein in die karge Berglandschaft. Am Anfang steil und ausgesetzt, später langsam flowig leicht bergauf! Wieder unzählige Fotoshootings. Tschuki zumeist voraus, danach die beiden „One´s“ also Kone und Done, im Anschluss die Mädchentruppe mit Karin, Isabella und Küken Sophia. Laut Tourenbuch stellt der jetzt folgende Übergang, die Bocchetta di forcola, den höchsten Punkt unserer 6-tägigen TransAlp dar. Die letzten Meter steil bergauf schiebend, sind wir doch mächtig stolz auf uns, diesen hohen MTB-Übergang erradelt zu haben! Nach einer ellenlangen, ruppigen, nicht ganz einfachen Abfahrt treffen wir spät am Nachmittag nun im „Italienischen“ ein!
Dank Sophias perfektem Italienisch, klappt auch alles mit der Unterkunft und dem üppigen Abendessen.

 

Tag 3 unserer Tour gen Süden:

Die Hitze macht uns allen zu schaffen. Die Teerstraßenauffahrt nach Santa Caterina de Valfurva ist zwar nicht steil, aber bietet jetzt, bei brüllender Mittagshitze einfach nicht genügend Schatten.
Nach der verdienten Einkehr – wie könnt´s anders sein – wiederum Kehre um Kehre bergauf. Bereits nach einer halben Stunde schwindet langsam die Hitze des Tales und die Landschaft und die Straße werden ruppiger und rauer. Jeder in seinem Tempo. Sophia, unsere Jüngste mit gerade mal 19 Lenzen, hat sich inzwischen bestens arrangiert mit den Bergen. Häufig fährt sie – zusammen mit dem unverwüstlichen Kone - vorneweg! Hut ab, nach doch nur 6 Monaten Training, aber vielen, vielen Kilo- und Höhenmetern!!
Die Abfahrt vom Gavia-Pass ist ein weiteres Highlight! Einfach nur geil! Mehr als eine Stunde, von 2650 Hm hinab in´s Tal, Highspeed-Abfahrt auf einem engen Teersträßchen, inmitten der imposanten Ortler Berge. In diesem Flow lassen wir uns auch nicht von einem abfahrenden Auto vor uns ausbremsen, wir warten den richtigen Moment ab und ziehen alle Sieben, mit mehr als 50 Sachen vorbei. Saugeil J!

 

Finaler Tag 6, genauer gesagt  „Lago-Tag“ J:

Mit schweren Füssen erreichen wir alle zusammen, nachmittags, endlich, die letzte Bergauframpe des legendären Tremalzo-Passes!

Gruppenfoto ist hier Pflicht! Der Gardasee – obwohl wohl nur einige Kilometer und 1800 Tiefenmeter entfernt, verbirgt sich hier noch hinter ruppigen Felsformationen.

So viele Jahre sitze ich jetzt schon auf dem Bike, jetzt erstmals, die legendäre Abfahrt mit Freunden über den Tremalzo. Wir zaudern nicht lange, ganz oben am Scheitelpunkt durchqueren wir den Tunnel und dann liegt die alte Kriegstraße aus Mussolini-Zeiten direkt vor uns.

In endlosen Serpentinen wickelt sich die leuchtende Schotterstraße vom Tremalzo-Tunnel zum Passo Nota hinunter. Wir nehmen Kurve um Kurve, so manch ruppiger Abschnitt will mit Konzentration genommen werden. Isabella – sicherlich unsere beste Abfahrerin - meistert selbst schwierige Passagen, unbeeindruckt, allzeit lächelnd.

Bei den unzähligen Aussichtsstopps stellt sich bei vielen Dauergrinsen ein!!
Dann, endlich, Sicht auf den Lago! Und zig Kehren später trudeln wir wohl alle – mit Gänsehaut – die letzten Meter zum Ortseingang von Riva!
Auch hier perfektes Timing vom nachgereisten Adi! Auf die Minute genau empfängt er uns 7 Pedalritter, hier direkt am Hafen, mit lauter, lachender Stimme und - wie könnt´s anders sein - mit eisgekühltem Sekt!

Besser geht´s nicht! Ja lieber Leser, "besser geht´s nicht"

 

Spät abends, in irgendeiner der Lokalitäten die wir an diesem Abend besucht haben, fällt mir dann natürlich noch Günther ein, der dies alles leider nicht miterleben konnte.

Schlimmer noch, alle die schönen Aufnahmen während unserer Tour via WhatsApp mit ansehen musste.

Ein wenig versöhnlich stimmt mich da jedoch, einer seiner letzten geposteten Kommentare:

„I schwoabs obi! Nächstes Jahr geht´s wieder auf!

 

 

Harry

» Substance: pragmaMx » Style: Ahren Ahimsa
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