Beim Aussteigen vom Zug
– quasi VOR Beginn der Tour – gab´s bereits die 1. Panne. Der Schreck hatte zugeschlagen,
ich hatte einen platten Reifen. Kurzentschlossen hat Harry die Ärmel
hochgekrempelt und Luft aufgepumpt. Und siehe da, es half, die Luft blieb drin.
Harry startete hurtig
von Rattenberg ins Zillertal. Kurz danach wurde Harry-Hurtig allerdings eingebremst,
da auf Grund der überhöhten Zillertalebenen-Geschwindigkeit die Fliehkraft in
den Kurven seine Schraube lockerte (Anmerkung von Korrekturleser Harry: „ die
Schraube vom Bike“ J).
Später wurde jede Panne
selbstverständlich in Aperols umgerechnet.
Weiter ging´s, wir
hatten noch 50km und 500HM bis zum Ziel vor uns. Fast trocken am Wandfuß angekommen,
mussten am Ginzling-Berg doch noch Flossen und Taucherbrille ausgepackt werden.
Machte aber nichts, wir
hatten uns im Gasthof Schwarzenstein bald aufgewärmt, gut gegessen und das ein
oder andere Bier-Wein-Aperölchen gezischt. Fröhlich gingen wir in der Hoffnung
schlafen, dass morgen die Sonne scheinen wird. Tom sagt zum wiederholten Mal,
dass es nicht regnen wird.
Am 2. Tag sollten es
49km und 1300HM werden. Gut gestärkt radelten wir eifrig fotografierend
Richtung Schlegeisspeicher, bei Sonnenschein!!!!
Traumwetter + Traumkulisse
+ neuem Profilfoto.
Nach einer kurzen
Stärkung sammelten wir Kraft für die Fahrt hoch zum Pfitscherjoch. Bei Beginn
des Anstiegs zeigte allerdings Harry-Hurtig, welche Kapriolen MANN nicht machen
sollte. Gottseidank konnten wir von seiner Haut retten, was zu retten war. Nach
der medizinischen Erstversorgung gingen die folgenden Etappen unversehrt
weiter. Franze`s Schienbeinschoner waren bei den kurzen felsigen
Schiebepassagen gar nicht so dumm!!
Unterwegs, wurden Petra
und mir, eher die störrischen Zirben gefährlich. Die Objekte der Begierde
hingen ziemlich hoch – eigentlich viel zu hoch! Also doch lieber fertigen
Zirbenschnaps in der Hütte kaufen???
Bis zum Joch gab es
noch sehr viele Fotostopps (hier konnten die Nichtfotografierer entspannt die
Landschaft bewundern) und oben bei der genialen „Circle Vision“ natürlich eine
kleine Stärkung.
Leider mussten wir
weiter, aber die Abfahrt zum Hotel Kranebitt entschädigte uns. Wir waren schnell
unterwegs und hatten kaum E-biker gesehen. Es empfing uns eine herrliche
Aussicht und Zimmer im neu gebauten Haus nebenan. Die Dusche abzustellen stellte
sich jedoch als nicht ganz so einfach heraus.
Nach einem
reichhaltigen 5-Gänge Menü und einem lustigen Abend gingen wir vollgefuttert
schlafen, nachdem uns Harry seine neue Opa-Schaft verkündet hatte. Somit war
auch Kindelbier für den nächsten Tag in Sicht.
Der 3. Tag begann
wieder sonnig und mit einem leckeren Frühstückbuffet. Franze stand, wie immer,
Hufe scharrend bereit. Mit vollen Bäuchen düsten wir morgens bergab. Bis Sterzing,
um einiges zu erledigen und liefen durch die schöne Stadt mit den vielen
Fotomotiven.
Als Flow-Fahrer ließ es
sich Franze oft nicht nehmen, als erster vor Harry ohne Weg-Infos zu radeln und
war gezwungen für ein Foto sogar einige Hm als Fleißaufgabe zusätzlich zu
erradeln. Das vor uns liegende Jaufental verlangte uns einiges an Kraft ab. Teilweise
schoben wir unseren fahrbaren Untersatz über die vielen Wurzeln in einem
landschaftlich wunderschönen Gebiet. Unsere Anstrengung verflog in dem Moment,
als wir die 1250 HM hinter uns gebracht hatten. Am Jaufenpass saßen wir wegen
starkem Wind nur kurz an der Edelweißhütte, bevor wir in rasantem Tempo (ich im
Adrenalinschub) zur Jaufenalm abfuhren. Dort wurde erst mal gechillt, ein
Zirbenschnaps getrunken (sogar Franze hat ihn probiert) und viel gelacht. Nach
einer längeren Pause rasten wir bis Innerwalten bergab. Nach einem
vergnüglichen Abend, guter Küche und 45 km waren wir um 21.00 Uhr Bett reif.
Der 4. Tag startete
neblig. Trotzdem waren wir guter Hoffnung auf sonniges Wetter – Tom hatte es ja
versprochen. Vor uns lagen 85 km und 750 Hm. Franze startete mit neuen
Bremsbelägen, somit war das Quietschen seines MTB´s endlich Geschichte.
Unterwegs wurde er mit Spitzwegerichauflagen wegen eines Insektenstiches
versorgt. Anfangs skeptisch, ließ er schließlich die Naturheilkunde zu.
In Lana, gaben wir nach
einigen Telefonaten, ein von Harry gefundenes Handy dem Besitzer aus einer
Bikergruppe zurück. Somit war durch den Finderlohn (wir haben uns nicht
gewehrt!!!) der Wein in der Pizzeria für diesem Abend gesichert. Bergab und
bergauf durch schöne Landschaften, Weinberge, Apfelplantagen und entlang der
Passeier erreichten wir schließlich die traumhaft gelegenen Montiggler Seen,
nachdem uns Speedy-Tom beim Weinstraßen-Windschatten-Fahr-Kurs gezeigt hat, was
in seinen Wadeln steckt. Die Turbulenzen hätten Petra fast umgeworfen.
Hier diskutierten wir,
ob wir die Hm in Aperoleinheiten umrechnen sollten.
Bei tollem Wetter kamen
wir mit teilweise schweren Beinen in Kaltern an und freuten uns nach einer
Dusche, einer Mini-Stadtbesichtigung und einem Drink auf das Abendessen
inklusive Finderlohnwein in der von Petra reservierten Pizzeria. Wir wurden
nicht enttäuscht. Speedy-Tom´s wohliges Gegrunze bei der 29-Zoll-Abschlusspizza
wird die ganze Truppe niemals vergessen.
Nach einem
feucht-fröhlich letzten Abend fielen wir k.o. ins Bett. Die stündlich läutenden
Glocken der Kirche in ein paar Meter Entfernung störten leider trotzdem. Am
nächsten Morgen starteten wir die letzten 26 km und 220 Hm mit einem kleinen
Umweg über den Kalterer See in Richtung Bahnhof Bozen. Das Wetter war perfekt,
nachts hat es geregnet. Allerdings übersieht Harry-Hurtig mit Franze im
Schlepptau manchmal einen Radlweg, wenn er auf einer Teerstraße bergab rasen
kann – auch gut!
Harry-Hurtig bleibt uns
in Erinnerung als perfekter Wegfinder und Organisator, Tom-Speedy als Wetterfrosch
und Besenwagen für Schneckenradler, Gore-Franze als MTB-stemmender Flow-Fahrer
mit wasserdichten Gamaschen, Petra, die kein Lebensmittel verkommen ließ und
ich mit meinem täglich frisch gestochenen Radltatoo und wehenden
Rucksackriemen.
Wir waren uns einig –
ein wiederholungsbedürftiger, klasse AlpenX 1000 in einer tollen Gruppe. Und
last but not least: Aperol kennt keine Grenzen, wirkt Wunder und findet immer
neue Anhänger
Barbara
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